
NARBEN AUF KÖRPER UND SEELE: „Dylda“ von Kantemir Balagov
Wäre da nicht das Tuch, das ihr hellblondes, beinahe weißes Haar verdeckt. Wäre da nicht die schmutzige Schürze, die korsettartig die aufgeschichteten Klamotten über ihrem schmalen, großen Körper zusammenhält. Wäre da nicht das gequälte Röcheln, das selbst im größten Schmerz noch für Leben steht. Wäre all das nicht, man könnte meinen, Iya wäre der realen... Weiterlesen

Offene Jacke. Ein Dialog über „Deerskin“ von Quentin Dupieux
Wir alle brauchen manchmal einen Schutz vor der Außenwelt. Eine Hülle, hinter der wir uns in den verletzlichsten Momenten verstecken können. Für Georges, der kürzlich von seiner Frau verlassen wurde und sich nun inmitten einer depressiven Episode wiederfindet, ist diese Hülle etwas Greifbares: Eine knapp 8000 Euro teure Jacke aus reinem Hirschleder. Als Georges (Jean... Weiterlesen

Böse Zelle: „Wintermärchen“ von Jan Bonny
„Wintermärchen“ ist ein Film der polarisiert. Und das ist durchaus gewollt, schließlich setzte sich Regisseur Jan Bonny das Ziel, seine Zuschauer zu einer Haltung gegenüber all dem, was da gezeigt wird, zu zwingen. Fraglich bleibt jedoch, welche Komponente der vom Film angeregte Diskurs behandelt – die künstlerische, also die des Filmes als Kunstwerk, oder die... Weiterlesen

Eine Generation im Unglück: „Das melancholische Mädchen“
Zyniker sind enttäuschte Romantiker. Das unterscheidet sie von ironischen Menschen, also denen, die sich einfach so über alles lustig machen. Der Zynismus, dass macht der Film früh klar, ist dagegen etwas Erhabenes – kein humoristischer Sprachstil der Lacher wegen, sondern die Lyrik, die Poesie einer Generation von Verlorenen. In Susanne Heinrichs Kunstfilm „Das melancholische Mädchen“... Weiterlesen

Wechsel der Perspektive: „Yves‘ Versprechen“
Yves‘ Tochter wurde vergewaltigt. Der Täter ist stadtbekannt, man weiß von seinen Taten. Trotzdem ist er auf freiem Fuß, freigekauft von den korrumpierten Behörden. Für Yves ist das zu viel. Gemeinsam mit anderen Männern aus einem Dorf in Kamerun nimmt er das Gesetz selbst in die Hand. Seine Schwester spricht später im Film vage von... Weiterlesen

Stilisierter Antiheld: „A Beautiful Day“ von Lynne Ramsay
Joe hat mit dem Leben abgeschlossen. Aus seiner Zeit beim Militär kehrte er, ein ohnehin schon durch Traumata geplagter Mann, nun völlig gebrochen in eine farb- und freudlose Welt zurück. Seine pflegebedürftige Mutter bildet für ihn den letzten Bezugspunkt. Zur Aufarbeitung alter Sünden, vielleicht auch in Ermangelung echter Alternativen, hat Joe es sich zur Aufgabe... Weiterlesen