Aus Liebe zum Tod: „The Red Spider“ von Marcin Koszałka
Auf einem Jahrmarkt rast ein Motorradfahrer mit verbundenen Augen in einem endlosen Loop. Während ein Ansager den gefährlichen Stunt bewirbt, leuchtet Karels Gesicht zum ersten Mal auf. Dem Tod so nah zu sein, in ihn gewissermaßen hineinzufahren und ihm dabei gleichzeitig den Blick zu verwehren – das findet er faszinierend. Es ist einer der wenigen... Weiterlesen
Physiognomie der Rückschläge: „Eva Nová“ von Marko Škop
Ungelenk sitzt Eva Nová auf dem Bett ihrer verstorbenen Schwester. Ihr Koffer ist gepackt, denn im Haus, das nun ihrem Sohn gehört, ist sie offensichtlich nicht mehr willkommen. Soeben hat ihr Sohn sie aufgefordert, das Haus zu verlassen. Gerade als sie aufbrechen will, betritt ihre Enkelin das Zimmer und singt ein Lied vor, das sie zusammen einstudiert haben.... Weiterlesen
Das Böse im Schnee: „The Dark House“ von Wojciech Smarzowski
Am Ende des Films kollabiert die verschneite Landschaft des provinziellen kommunistischen Polens in einem Sumpf aus Wodka, billigen Zigaretten und Korruption. Der einzige Mann, der Edward Snordens Unschuld hätte beweisen können, liegt tot im Schnee. Edward rennt um sein Leben, während die restlichen Figuren in der verschneiten Landschaft untergehen. Die Option auf Hoffnung hat es für... Weiterlesen
Die Kranken, das sind die Anderen: „No Place for Fools“ von Oleg Mavromatti
Ich liebe Schwulenpornos, weil es mir gefällt, wie das Sperma nach dem Akt zerfließt, sagt Sergey, während er die Teigtaschen seiner Mutter filmt. Sergey provoziert gerne. Er ist homosexuell und als geistig behindert eingestuft. Und er ist Patriot. Er schreibt Gedichte über sein Heimatland, in denen er es liebevoll „Rossijuschka“ (Russlandchen) nennt. Doch trotz seiner Liebe zum... Weiterlesen
Denn Sex ist nur Schaum und Rauch: „The Lure“ von Agnieszka Smoczynska
Ich wollte dir sagen, dass ich verrückt nach dir bin, sagt der Bassist Mietek zu Silber. Nein, unterbricht sie, ich bin diejenige, die verrückt nach dir ist. Sie zieht sich nackt aus, ihr Unterkörper wird zu einer Flosse. An ihrem Ende ist eine Öffnung, ihr Geschlechtsorgan. Steck ihn rein, sagt sie selbstbewusst. Am Anfang von... Weiterlesen
Das Gewehr hängt da schon lange: „Tod in Sarajevo“ von Danis Tanović
Als die aufgelöste Rezeptionistin Lamija das Büro ihres Vorgesetzten Omer stürmt und ihn bei der Suche nach ihrer entführten Mutter um Hilfe bittet, ist er zu keiner anderen Reaktion fähig, als sie sexuell zu belästigen. Während Lamija ihn unter Tränen darum bittet aufzuhören, knöpft er ausdruckslos ihre Bluse auf und packt resigniert an ihre Brüste.... Weiterlesen
“I’m living in the middle of a Jewish joke” – An Interview with Alberto Caviglia on „BURNING LOVE“
Director Alberto Caviglia who was a guest of the 9. LICHTER Film Fest Frankfurt International met up with Olga Galicka of the Kritikerblog to talk about his film first feature BURNING LOVE, a comedy about anti-Semitism in Italy. OLGA GALICKA: Your film is a satirical portrayal of anti-Semitism in Italy. What made you choose this topic for... Weiterlesen
Hinter der Absperrung: „LES SAUTEURS“ von Abou Bakar Sidibé, Estephan Wagner und Moritz Siebert
Lasst uns nicht zu namenlosen Leichen werden, sagt ein Freund Abous im zweiten Drittel des Films. Das haben wir nicht zu entscheiden, antwortet Abou längst resigniert. Namenlose Leichen zu werden, das ist, neben der Rückkehr in die Heimat, die größte Angst auf dem Berg Gurugu, der sich direkt vor Marokkos Grenze zur spanischen Exklave Melilla... Weiterlesen
Jung, Sexy, Antisemit: „BURNING LOVE“ von Alberto Caviglia
Die Antisemiten lieben es zu hassen. Ihnen das Hassen zu verbieten, würde ihnen das Lieben verleiden. In Alberto Caviglias Debütfilm BURNING LOVE (PECORE IN ERBA) ist dieser Umstand der Beginn von Leonardo Zulianis (Davide Giordano) Leidensgeschichte. Anfang der 1980er erblickt er in Rom die Welt und fällt schon früh durch ungewöhnliches Verhalten auf – Leonardo ist... Weiterlesen
„Wie sie eben sind“: „MEINE BRÜDER UND SCHWESTERN IM NORDEN“ von Sung-Hyung Cho
Auf den ersten Blick könnte MEINE BRÜDER UND SCHWESTERN IM NORDEN ein Heimatfilm in bester Tradition sein – ginge es nicht um Nordkorea. Regisseurin Sung-Hyung Cho reist durch das Land und fragt nach, vorsichtig und ohne Nachdruck, aber doch immer hoffend auf eine Offenbarung, auf einen kurzen aufrichtigen Funken, auf ein Stück Authentizität. Sicher verschwinden diese... Weiterlesen