
Endstation Kino: „THE TRAM RUNS THROUGH THE CITY“ von Lyalya Stanukinas
Nächste Haltestelle: Newski Prospekt. Leningrad, 1973, 7:53 Uhr. Die Menschen auf dem Weg zur Arbeit sehen wie Zombies im Halbschlaf aus. Die Tramfahrerin erzählt, dass sie manchmal versucht mit offenen Augen zu niesen, damit sie in der Zwischenzeit niemanden überfährt. „Aber manchmal warte ich auf eine rennende Frau und fahre plötzlich los, bevor sie die... Weiterlesen

Was passiert hier mit mir? Nichts, leider…: „ALLE WEGE FÜHREN NACH AFRIN“ von Arina Adju
Wo liegt denn überhaupt Afrin? Im Nordwesten Syriens nahe der türkischen Grenze. Mehrheitlich leben hier Kurden, die sich gegen den sogenannten Islamischen Staat behaupten. So viel Zündstoff für eine bewegende Doku der 21 Jahre jungen Regisseurin Arina Adju, so viele politisch brisante Themen im Kontext des goEast-Projekts „Young Filmmakers for Peace“ – und trotzdem sitze... Weiterlesen

Du weißt gar nichts über mich – oder doch?: „YOU HAVE NO IDEA HOW MUCH I LOVE YOU“ von Paweł Łoziński
Drei Personen befinden sich in einem grau-gestrichenen Raum, entfernt ist der Straßenverkehr zu hören. Zwei Frauen, Mutter und Tochter, sitzen einem älteren Herrn mit hervorstehenden Augenbrauen gegenüber. „Willst du beginnen?“, fragt die Jüngere der beiden und blickt auf ihre Nachbarin. Paweł Łozińskis neuester Dokumentarfilm You Have No Idea How Much I Love You ist in... Weiterlesen

Techno für Szenefremde: „DENK ICH AN DEUTSCHLAND IN DER NACHT“ von Romuald Kamarkar
Mit DENK ICH AN DEUTSCHLAND IN DER NACHT begibt sich Romuald Kamarkar in die deutsche Techno-Szene. Er zeigt verschiedene DJs, darunter Ricardo Villalobos, Ata Macias und Sonja Moonear bei ihrer Arbeit und fragt sie nach ihren Wurzeln, ihren Inspirationen und ihrem Verhältnis zur Musik. Der Film beginnt mit einer Einstellung, die einen der DJs in... Weiterlesen

Ein Statement zu Leben und Tod: „Jackson“ von Maisie Crow
Am Anfang von Maisie Crows JACKSON begleitet das Publikum Shannon Brewer auf ihrem Weg zur Arbeit. Diese Autofahrt ist jedoch keineswegs so langweilig und normal wie man es von anderen Arbeitswegen kennt, denn Shannon ist die Leiterin der Abtreibungsklinik im titelgebenden Jackson – die letzte in ganz Mississippi. Als sie sich mit dem Auto der... Weiterlesen

Ein Wohnzimmer für die ganze Stadt: „Sylvi’s Bumerang“ von Thomas Lawetzky
Wohin nach der Arbeit? „Alles, was ein bisschen was im Kopf hatte und irgendetwas unternehmen wollte, ist nach Mainz gegangen, oder weiß der Kuckuck wo sonst hin, aber auf jeden Fall nicht nach Wiesbaden. Es sei denn, sie sind in den Bumerang gekommen.“ Der Andrang war teilweise gigantisch. Mehr und mehr Menschen drängten sich am... Weiterlesen

Eine universelle Geschichte von Exil und Diaspora: „Armenia“ von M.A. Littler
100 Jahre nach den Massakern am armenischen Volk nimmt uns der Schauspieler Alain Croubalian mit auf eine Reise von Basel über Marseille und Jeriwan bis in die entlegenen Bergregionen des Kaukasus. Wenig erfahren wir dabei aus seiner Familiengeschichte. Haben die Vertriebenen jegliche Erinnerung mit in ihre Gräber genommen? Alain Croubalians Urgroßvater arbeitete in Damaskus, als... Weiterlesen

Bretter, die die Welt bedeuten: „Gaza Surf Club“ von Philip Gnadt
Ein Strand in der Abendsonne. Eine Gruppe von Männern grillt eigens gefangene Fische auf einer Feuerstelle. Jemand scherzt: „Das Feuer ist heiß genug, um ein Kamel zu kochen“. Zu den gegrillten Fischen werden weitere Beilagen in Form eines Büffets gereicht. Die Männer stimmen ein Lied an. Ein zweckentfremdeter Ölkanister dient einem von ihnen als Cajón,... Weiterlesen

Wellenreiten im Krisengebiet: „Gaza Surf Club“ von Philip Gnadt
Die Sonne scheint, der Himmel ist blau, man hört Wellenrauschen. Eine junge Frau steht am Meer, sie trägt einen Neoprenanzug und bereitet sich auf das Surfen vor. Eine vermeintlich mehr oder weniger normale Szene, die man an vielen Stränden beobachten könnte. Einen Unterschied gibt es jedoch: Die junge Frau trägt ein Kopftuch. Die fünfzehnjährige Sabah... Weiterlesen

Die Kranken, das sind die Anderen: „No Place for Fools“ von Oleg Mavromatti
Ich liebe Schwulenpornos, weil es mir gefällt, wie das Sperma nach dem Akt zerfließt, sagt Sergey, während er die Teigtaschen seiner Mutter filmt. Sergey provoziert gerne. Er ist homosexuell und als geistig behindert eingestuft. Und er ist Patriot. Er schreibt Gedichte über sein Heimatland, in denen er es liebevoll „Rossijuschka“ (Russlandchen) nennt. Doch trotz seiner Liebe zum... Weiterlesen

Warten auf das Glück von morgen: “Wartesaal” von Palo Korec
Vielleicht erinnert sich der eine oder andere noch an den Schlager von Walter Andreas Schwarz. Es lohnt sich, die Platte von 1965 wieder aus dem Schrank zu holen, nachdem man WARTESAAL von Palo Korec gesehen hat. Im Refrain des Lieds geht es nämlich auch um einen Wartesaal, und darin wird die Idee des slowakischen Films... Weiterlesen

Rausch der Hässlichkeit: „When the World Seems to Be Light“ von Salome Machaidze, Tamuna Karumidze und David Meskhni
Dieser Ort ist tot, abgewetzt. Leer ragen die Betonbauten des zerfallenen Sozialismus in den Himmel über Tiflis. Der alte Anstrich der Wohnhäuser blättert in breiten Streifen die Fassaden herab. Georgiens Hauptstadt, wie wir sie im Film WHEN THE WORLD SEEMS TO BE LIGHT sehen, stirbt an Trost- und Perspektivlosigkeit. Die junge Generation macht sich diesbezüglich... Weiterlesen