Über Saloum von Jean Luc Herbulot

„Sie sagen, Rache sei ein Fluss, zu dessen Grund nur gelangt, wer darin ertrinkt.“ Der Fluss in dem Film von Jean Luc Herbulot ist hier der namengebende Saloum, dessen Deltaregion im Senegal den Schauplatz für diese ungewöhnliche Mischung aus Italowestern und Horrorfilm bietet. Ein Söldnertrio, das sich Banguis Hyänen nennt, gerät in diese Gegend. Die Truppe, bestehend aus dem Medizinmann Minuit, dem Messernarren Rafa und dem von den Schatten seiner Vergangenheit heimgesuchten Pistolero Chaka, deren Antiheldenhaftigkeit Sergio Leone nicht besser hätte auf die Leinwand bringen können, muss, nachdem sie die chaotischen Zustände eines Militärputschs in Guinea-Bissau ausgenutzt haben, um einen Drogenbaron zu entführen, wegen eines Schadens an ihrem Flugzeug in besagtem Saloumdelta notlanden. Zuflucht finden sie dabei in dieser von westafrikanischer Mythologie durchdrungenen Region Senegals im Feriencamp des sehr freundlich auftretenden Omar.

An dieser Stelle nimmt die Handlung nun Fahrt auf, und das möglicherweise ein bisschen zu sehr. Als die Truppe aufgeteilt wird, um bei Arbeiten im Camp mitzuhelfen, erfährt jeder einzelne von ihnen Dinge, die an diesem Ort und auch dem Gastgeber verdächtig sind. Zugleich wächst auch das Misstrauen unter den „Hyänen“, da Chaka offensichtlich ein Geheimnis hat, das er nicht mit seinen Kumpanen teilt. All dies steigert sich jedoch in so kurzer Zeit, dass es teilweise fast etwas plump wirkt, was der Spannung, die aufgebaut werden soll, leider etwas Abbruch tut. Und Szenen, in denen verdächtige Schatten zu bedrohlicher Musik durch das Camp streichen, wirken leider auch eher wie ein Klischee, das sagt, dass es jetzt spannend wird, als wie ein gekonnter Kniff, der es tatsächlich spannend macht.

Daher fühlt sich auch der plötzliche Tonartenwechsel von einem Western zu einem mystischen Horrorfilm nach der Eskalation zwischen Chaka und Omar, bei der endlich alle Geheimnisse gelüftet und Rachegelüste gestillt werden, nicht wie eine antizipierte Auflösung bisheriger Dissonanzen an, sondern eher wie ein überraschender neuer Handlungsstrang. Mit einem Mal geht es nicht mehr um Söldner, einen Putsch, Kindersoldaten und einen Drogenboss, sondern einen von bösen Geistern heimgesuchte Landstrich. Jedoch eine Heimsuchung, die die ganze Zeit über auch als Analogie auf die Vergangenheit Chakas gelesen werden kann, die dieser nicht so einfach überwinden konnte, wie er es sich ausgemalt hatte, was dem teilweise etwas stumpfen Kampf gegen summende Unwesen aus einer anderen Welt eine faszinierende Hintergründigkeit gibt, die ihren Abschluss bei dem Versuch, dem Schrecken über den Fluss zu entkommen, findet.

Dies ist übrigens nur eine der vielen Szenen, in denen der Film mit seinen Aufnahmen der westafrikanischen Landschaft besticht. Saloum ist durchzogen von Panoramaeinstellungen, die gleichermaßen die Schönheit der Natur, die die Söldner durchstreichen, wie auch die Zerstörung durch Krieg und böse Geister in Szene setzen. Doch auch in den näheren Einstellungen ist die Bildarbeit bemerkenswert, da der Film oftmals sehr langsam geschnitten ist und die Handkamera auf längeren Wegen ein Gefühl von dokumentarischer Unmittelbarkeit vermittelt.

Zusammenfassend lässt sich also sagen: Saloum ist ein insgesamt gelungener Film mit einer faszinierenden Bildsprache, der auf interessante Art und Weise mindestens zweierlei Genres miteinander vermengt, gelegentlich aber daran krankt, dass er versucht mehr zu sein, als er in der wenigen Zeit, die er sich nimmt, möglich ist.

 – Frederik Knoll