„Wie immer, hier ist volles Haus“, scherzt Gregor Maria Schubert, Direktor des Lichter Filmfestes, vor Beginn der Vorstellung. Im dritten Jahr findet das Festival nun hier beim Willy Praml Theater und damit in der Naxoshalle statt. 2019 kam man auf die Idee, in diesem Rahmen auch die Premiere des Theaterfilms von Regisseur Otmar Hitzelberger zu veranstalten: „Das 25. Jahr – Von der Poetisierung der Welt“. Dieser zeigt die Arbeit des Theaterensembles, welches ein Jahr lang begleitet wurde.
Teilweise besitzt der Film eine exzellente Mischung aus den Vorarbeiten und Aufbauten der Stücke, den anschließenden Proben und den späteren, finalen Aufführungen. Man sieht ihm sein gründliches Beobachten an. Besonders die Arbeit mit Flüchtlingen wird hervorgehoben und zeigt nicht nur die zeitgemäße, gesellschaftliche Relevanz, sondern auch ein aktives Handeln des Theaters, welches wirklich an den Menschen interessiert ist. Man springt nicht auf einen vorbeifahrenden Zug, man baut gemeinsam an einem. Dass auch bei den Fremden schnell ein wirkliches Willkommensgefühl aufkommt, das zeigt die schöne und respektvolle Szene, in der ein weinender Flüchtling bei der Probe seinen Abschied verkündet: „Ich werde euch vermissen und möchte euch alle noch einmal umarmen.“ Respektvoll zeigt ihn die Kamera nur von hinten – man sieht nicht seine Tränen, hört sie nur an den schluchzenden Worten. Dafür beobachtet man die Gesichter seiner Freunde, die auf ihn zukommen. Ein berührender Moment. Das Ensemble funktioniert am besten, wo es den Raum bekommt, einfach zu sein, wie es ist.
Auch nach dem Film beeindruckt Willy Praml, denn seit 28 Jahren macht er hier in Frankfurt nun schon Theater, seit 18 Jahren ist sein Ensemble fest in der Naxoshalle. Wichtig ist ihm, das betont er immer wieder, Menschen einen Platz, einen Raum und eine Sprache zu geben. Und auch andere Kulturen in Erscheinung treten zu lassen. Er liebt seine Arbeit mit den Menschen und dem Theater, das merkt man Willy Praml deutlich an.
„Wir haben die Halle damals so gelassen, wie die Arbeiter sie verlassen haben.“, sagt er. Damit erhalten sie den Charme des Vergangenen und setzen darauf eine Gegenwart. Eine Seltenheit in dieser Stadt! Es gab an dieser Stelle, im Frankfurter Osten, einmal noch vier weitere Hallen, die alle abgerissen wurden. Die Naxoshalle ist dem nur entgangen, weil sie denkmalgeschützt ist. 2000 hätte das Theater eigentlich von dort ausziehen müssen. Polizeiliche Drohbriefe kamen, erzählt Willy Praml mit einem leichten Schmunzeln. Frankfurt hatte das Angebot, hier den größten Rewe der Stadt zu bauen. Doch das Theaterensemble hat gekämpft. Auch durch diese Zähigkeit bleibt es lebendig, nah am Leben und kraftvoll. Und seit zwei Monaten, so erklärt er stolz, ist der mündlich geschlossene Vertrag von früher endlich verschriftlicht – die Existenz ist für die nächsten 15 Jahre gesichert!
„Wenn man das alles nicht weiß, dann sieht man wenig.“, meint Willy Praml am Ende des Gesprächs und man bekommt als Zuschauer das Gefühl, dass man gerne noch mehr von diesem Menschen und seinem Lebenswerk hätte sehen wollen. Aber so wünscht man sich eben für irgendwann noch einen weiteren guten Film und diesen für ein größeres Publikum. Das Ensemble hätte es verdient.