Sie können ganze Städte unter einer heißen Aschewolke begraben. Sie verbergen in sich eine unglaubliche Zerstörungskraft, aber gleichzeitig eine außergewöhnliche Schönheit, von der es einfach unmöglich ist, die Augen abzuwenden. Der Dokumentarfilm Fire of Love von Sara Dosa widmet sich der Erforschung von Vulkanen.

Furchtlos, schwer fassbar und (verdammt) verliebt ineinander: So treten die Hauptdarsteller des Films Fire of Love vor die ZuschauerInnen. Katia und Maurice Krafft sind nicht nur ein Liebespaar, das durch Gefühle verbunden ist. Katia und Maurice sind zwei französische Wissenschaftler, die ihr ganzes Leben der Erforschung von Vulkanen gewidmet haben. Neben der Besessenheit, das „wilde Tier“ zu zähmen, war es eines ihrer Ziele, einen Vulkanausbruch an möglichen Orten zu verhindern und vor Gefahren zu warnen. Neben vielen Stunden Videoaufnahmen faszinieren Katia und Maurice mit ihren fotografischen Aufnahmen, die wenige Meter von aktiven Vulkanen entfernt aufgenommen wurden.

Fire of Love enthält eine informative Komponente, die proportional zu einer unglaublichen Liebesgeschichte ausbalanciert ist. Vor dem Hintergrund der Beziehung des Paars nimmt das Publikum vulkanologische Terminologie leicht wahr und verarbeitet sie. Erstaunliche Aufnahmen beziehen die ZuschauerInnen so weit wie möglich in das Geschehen ein und ermöglichen es, dem Vulkan auf Armeslänge näher zu kommen. Durch musikalische Akzente und Akkorde, die meisterhaft an die Eruptionen des heißen Gesteins angepasst sind, geben sie der Einzigartigkeit und Originalität des Films noch mehr Tempo.

Auf die Frage „Wie sieht eure Beziehung aus?“ vergleichen die Protagonisten sich mit einem Vulkan: sie selbst neigen auch dazu, aufbrausend zu sein wie Vulkane.  Man sagt manchmal, dass es fünf Sprachen der Liebe gibt: Liebe kann auf verschiedene Weise ausgedrückt werden. Katia und Maurice haben im Gegensatz zu anderen Sprachen ihre eigene erfunden. Es lässt sich die ehrfürchtige Haltung von Katia und Maurice zueinander im gesamten Film nachvollziehen, die sich in absolutem Vertrauen zueinander ausdrückt. Eine ungewöhnliche Liebesgeschichte, eine normwidrige Liebessprache, die auf jeder gemeinsamen Reise nachzuspüren ist, erfordert keine extra Worte und Taten, sondern nur eine volle Präsenz im „Hier und Jetzt“, in dem Katia und Maurice eins zu eins mit der Natur sind.

Die Spannung und die Überraschung des Vulkansauswurfs, die schlafende Vulkane mit sich bringen, sind die Hauptfaktoren, die die Protagonisten herausfordern. Die Angst, die der Neugierde unterliegt, tritt in den Hintergrund. Der Wunsch, dem Vulkan so nahe wie möglich zu kommen, führt an die Grenze des Lebens. Die Geschichte endet tragisch: Zwei Vulkanologen und 40 weitere Menschen sterben bei einer Vulkanlawine in Japan.

Eine dokumentarische Geschichte über Vulkane und die Liebe eröffnet viele Perspektiven zum Nachdenken: Der Wunsch, die betörenden Aufnahmen eines schnell fließenden Flusses aus glühender Lava immer wieder anzuschauen, wird nur noch intensiver, und die Frage nach der wahren Existenz und Bestimmung des Menschen geht ihm nicht aus dem Kopf.

 Polina Grechanikova