Der Film spielt in den Neunzigerjahren und handelt von einer Frau namens So-Yung, die gemeinsam mit ihrem Sohn Dong-Hyun aus Korea ausgewandert ist und nun in Kanada lebt. Anthony Shim übernimmt selbst die Rolle von Simon. Simon ist ebenfalls Koreaner, wurde aber von kanadischen Eltern adoptiert, großgezogen und hat somit nicht fast gar keinen Bezug zu seiner Herkunft. So-Yung und er entwickeln eine engere Beziehung und sie hilft ihm dabei, die koreanische Kultur besser kennenzulernen. Hauptsächlich wird jedoch die Mutter-Sohn-Beziehung dargestellt, aber auch die Schwierigkeiten, mit denen Migrant*innen allgemein zu kämpfen haben. Besonders die Szenen, in denen der Rassismus zu sehen ist, mit dem die zwei konfrontiert werden, aber auch in denen die Mutter bemerkt, dass Dong-Hyun sich für seine Herkunft schämt, sind sehr emotional. Allerdings ist die Frustration der Mutter aufgrund von unfairer Behandlung oder der sprachlichen Barriere ebenfalls äußerst berührend.

Durch die Authentizität der Geschichte, aber auch dank der schauspielerischen Leistung, kann man als Zuschauer*in nicht anders, als Empathie zu verspüren und die Freude, Trauer und Frustrationen der Figuren zu teilen. Man wird komplett in die diegetische Welt reingezogen. Auffällig ist der Filter, der über den gesamten Film gelegt ist, und die Farben etwas „verwaschen” aussehen lässt. Dieser sorgt für die Illusion einer alten Filmkamera und somit auch für die Illusion, dass die Geschichte in den Neunzigern spielt. Auch die Kleidung der Figuren und die Requisiten, wie zum Beispiel der Walkman, den Dong-Hyun benutzt, sind effektiv gewählt und passend zu jener Zeit. Die Kameraführung und die Schnitte geben zwar dem Publikum die Möglichkeit, in die Rolle der unsichtbaren, beobachtenden Person zu schlüpfen, sorgen aber auch für eine gewisse Ästhetik, da alles so sanft und gleichmäßig erscheint.

Darüber hinaus sind die Aufnahmen der Landschaft, als der Erzähler eine Einleitung in den Film bietet und als So-Yung und ihr Sohn nach Korea reisen, atemberaubend: abgesehen von einem Bauernhof in einer sehr kleinen Siedlung, sind riesige Reisfelder, aber auch Berge und Wälder zu sehen. Solche Bilder der koreanischen Landschaft sind in westlichen Filmen eher selten anzutreffen und für ein Publikum, welches überwiegend Filme aus dieser schaut, wahrscheinlich besonders beeindruckend. Mit am bedeutendsten für die Erzählung ist die Legende, die So-Yung ihrem Partner Simon erzählt. Sie verleiht dem Ganzen nämlich einen herzzerreißenden und runden Abschluss.

Alles in allem ist der Film sehr empfehlenswert, weil er die Aufmerksamkeit auf ein besonders wichtiges Thema lenkt. Durch die respektvolle und sensible Art und Weise, in der das geschieht, können die Zuschauer*innen berührt werden. Er schafft es, dass man sich entweder in die Situation der Figuren hineinversetzen kann oder dass man sich als Person mit Migrationshintergrund repräsentiert fühlt. Aber auch die visuelle Ebene des Films ist von Bedeutung und sorgt gemeinsam mit der Thematik für eine sehr emotionale Reise.