„Wir gehen auf die Straße, weil Widerstand uns vorwärtsbringt. Geht auf die Straße, geht!“ Am 1. Oktober 2020 begannen die ersten Rodungsarbeiten im Dannenröder Forst, um die Trasse für die geplante A49 zu bauen. Das Vorhaben zerstörte einen großen Teil des jahrhundertealten Waldes und führte daher zu großen Protesten mehrerer aktivistischer Gruppen, die unter anderem auf die Klimakrise, die Zerstörung der Natur und die aus dem Bau resultierende Trinkwasserverschmutzung aufmerksam machten. Teil des Protests waren Baumhäuser, die Aktivisten errichteten und besetzten. Bei einer Räumungsaktion soll eine junge Aktivistin einen Polizisten in fünfzehn Metern Höhe getreten haben und wurde mit dem Vorwurf eines Tötungsdelikts verhaftet. Diese Aktivistin, die in der Öffentlichkeit nur unter dem Alias „Ella“ bekannt ist, wurde zum Symbol der regionalen Klimaschutzbewegung, für die Taubheit und Untätigkeit der Politik in Bezug auf den Klimawandel und auch dafür, wie der Kampf für den Klimaschutz kriminalisiert wird.

Die Diskussionen rund um den Autobahnbau hat Maxi Buck in seinem Film „49 Problems (And My Future Is One)“ dokumentiert. Der Film ist für ihn ein Herzensprojekt, da er selbst in der Gegend aufgewachsen ist und auf diesen Kampf aufmerksam machen wollte. Mit dem Film sucht er Antworten darauf, wie man mit dieser Ohnmacht umgeht. Seine Hauptakteure sind eine kleine Gruppe älterer Frauen, die sich sehr für die Verhinderung des Baus engagiert, und auch für Ellas Freiheit demonstriert, nachdem diese ihre Haftstrafe angetreten hatte. Der Film schildert die Problematik auf eine emotionale und persönliche Art und Weise. Schon zu Beginn der insgesamt 86 Minuten wird gezeigt, wie PolizistInnen gegen friedlich Protestierende gewaltsam vorgehen. Eine Emotionalisierung, welche die Argumentation des Films sehr einseitig macht. Um Ereignisse neutraler zu beleuchten, spielt Buck teilweise Ausschnitte regionaler Fernsehnachrichten ein sowie Interviews eines bekannten Grünenpolitikers und mit Ellas Staatsanwältin. Diese Sequenzen verstärken aber nur die im Film vertretene Meinung der AktivistInnen.

Der Regisseur, der auch an der Kameraführung und der (Post-)Produktion beteiligt war, betont, dass er sich selbst als Künstler und nicht als Aktivist begreift und erklärt: „Kunst ist immer subjektiv.“ Ein Teil der Glaubwürdigkeit des Films geht durch diese Subjektivität verloren. Das Thema um den Klimawandel und speziell um den Bau der Autobahn 49 wird leidenschaftlich vertreten, sowohl von den Akteuren vor als auch hinter der Kamera. Was „49 Problems (And My Future Is One)“ aber letztlich trotzdem sehenswert macht, ist die Aufmerksamkeit, die er auf die Problematik lenkt und der Appell, den er an alle ZuschauerInnen richtet: Auf in den Kampf für eine bessere Zukunft und Gerechtigkeit!