Mit 25 lebt Amanda eine eigenartige Existenz. Mal sucht sie Nähe im Kino, mal lungert sie vor Raves herum, ohne sich dazu zu wagen. Ständig in Bewegung, auf der Suche, klappert sie doch immer wieder nur die gleichen Schauplätze ab. An Geld fehlt es ihr nicht, an Arbeit oder Karriere verschwendet sie keinen Gedanken. Im Leben trachtet sie nur nach Freunden und Romanzen, die ihr schon immer verwehrt geblieben sind. Auch die Familie hat nicht viel für sie übrig; stattdessen muss sie mit Siri und obskuren Online-Foren Vorlieb nehmen.
Und so stapft sie einsam durchs Leben, bis sie in der agoraphobischen Rebecca eine Weggefährtin findet. Wo sich Amanda mit Händen und Füßen den Zugang zum Leben erkämpfen will, sperrt Rebecca die Welt furchtsam aus – nur ein penetranter Dickkopf wie Amanda kann sich da irgendwie hineinbohren. So erblüht eine holprige Freundschaft zwischen zwei Sonderlingen, deren Wohlstand sie eigentlich dafür rüsten sollte, sich ihren Weg in der Welt zu bahnen – und die trotzdem durchs Raster fallen. Zu viel Geld macht komisch.
Amanda findet die Logik im Absurden, verschaltet inszenatorischen Exzess mit einem Hang zur Einfachheit. Bunte Bilder und schnelle Schnitte schaffen einen durchkomponierten Überfluss. Seine Handlung spannt der Film um Amandas Suche nach Bindung auf, die bei aller Kauzigkeit etwas Systematisches hat. Denn hier wird nicht vom haltlosen Umherirren erzählt: Eigentlich weiß Amanda genau, was sie will. Das Problem ist, dass niemand nach ihrer Pfeife tanzen möchte. Ihren Ausschluss aus der Welt empfindet sie als tiefe Ungerechtigkeit, mit kindlicher Starrköpfigkeit versucht sie daran zu rütteln. Und wenn sie scheitert, schenkt sie allem und jedem ein beherztes „Vaffanculo“ oder versucht, sich im Pool der Familienvilla zu ertränken.
Auch die urkomischen Dialoge folgen einer schrulligen Logik, haben irgendwie System. Amandas Figuren und Handlungen speisen sich mit Spaß von Klischees und Archetypen und treiben sie in absurde Höhen. Jedes böse Wort wird mit kindlicher Unschuld geäußert, jede Marotte wird ausgestellt. Unvergesslich ist die Szene, in der die kalte Matriarchin urplötzlich zu einer marionettenhaften Tanzeinlage verleitet wird und im Kino für verblüffte Lacher sorgt. Die Einfachheit der Figuren ist Vehikel für konstruierte, wahnsinnig amüsante Momente des Ausbruchs, der Verfremdung. Was machen die hier eigentlich? Was machen wir?
Seine Parodien nimmt der Film stets liebevoll und ohne Biss vor: Amanda lässt seine Figuren ziemlich danebengreifen, ohne es ihnen je anzulasten. Darin steckt vielleicht das größte Plus des Films, seine kathartische Wirkung. Mit Brisanz und belustigter Empathie begleitet er Amandas Versuche, ihre Adoleszenz nachzuholen; dabei ist sie an den abgesteckten Etappen des Erwachsenwerdens völlig uninteressiert. Vielmehr spielt sie eine Art kindlichen Tagtraum vom Erwachsensein durch, in der Arbeit ein hypothetisches Konstrukt ist, das irgendwo im Hintergrund abläuft. Der Film bricht nicht mit ihrem Weltbild, sondern begleitet sie dabei, wie sie störrisch an ihrer Eigenart festhält – wirklich schräg ist vielleicht doch eher das Erwachsenwerden selbst.
Carolina Cavalli blickt mit ihrem aberwitzigen Debütfilm amüsiert und einfühlsam auf das Anderssein und die Oberschicht, hangelt sich an den Themen des Erwachsenwerdens und der technologisierten Einsamkeit entlang, ohne einen mahnenden Zeigefinger zu erheben. Ein auf irrwitzigste Weise durchdeklinierter Film voller Leichtigkeit, der allzu gerne in surreale Höhen aufsteigt, ohne in Albernheit zu verrutschen. Tut er dies doch, dann mit Stil und immer mit zärtlicher Zuwendung für die eigenen Figuren.