
Dieses Land will Zuckerguss – „Im Labyrinth des Schweigens“ von Giulio Ricciarelli
Ein junger Staatsanwalt im Nachkriegsdeutschland der Verdrängung auf der Suche nach Gerechtigkeit: Im Labyrinth des Schweigens (2014) von Giulio Ricciarelli erzählt die Vorgeschichte der Frankfurter Ausschwitz-Prozesse. Frankfurt im Jahr 1958. Ein Schulhof, Kinder spielen, die Sonne scheint, es wird gelacht und gesungen. Die Wirtschaft ist im Aufschwung, Krieg und Nationalsozialismus sind vergessen. Doch der Schein trügt.... Weiterlesen

„Wer nicht swingt, ist ein Arsch“ – „CARLO, KEEP SWINGIN“ von Elizabeth Ok
In einem bes(ch)wingten Filmporträt über Carlo Bohländer führt Elizabeth Ok in die kreativen Untergründe Frankfurts in der Nachkriegszeit. In den Untergeschossen tun sich mitunter ganze Parallelwelten auf, wie jüngst Ulrich Seidl in seinem Dokumentarfilm Im Keller zeigte. Ein Phänomen, das auch Elizabeth Ok geläufig ist. Denn als sie nach dem Bezug einer neuen Wohnung das Kellerabteil... Weiterlesen

Pragmatische Klagelieder – „Tristia. Eine Schwarzmeer-Odyssee“ von Stanislaw Mucha #2
Etwa in der Mitte von Tristia, Stanislaw Muchas Film über die Länder rund um das Schwarze Meer, findet sich eine Einstellung, die zwei junge Frauen mit einem weißen Fensterrahmen am Strand zeigt. Sie halten den Fensterrahmen, in dem die Scheibe fehlt, vor sich, schauen frontal in die Kamera und verharren einige Augenblicke in dieser Position.... Weiterlesen

Helden führen keine Langzeitbeziehung – „Hedi Schneider steckt fest“ von Sonja Heiss
Es gibt Dinge, die kann man nicht erklären, besonders nicht auf der Leinwand. Die Intimität eines langjährigen Paares gehört dazu, das sich liebt bis in die kleinste Bewegung hinein und die Ohnmacht, die ein einzelner Mensch empfindet, wenn er sich ungreifbaren Ängsten ausgesetzt ist. Am Erklären sind Regalbretter voll Ratgeberliteratur schon gescheitert, aber darum geht... Weiterlesen

Grenzen ab- und überschreiten: „Grenzgang“ von Brigitte Maria Bertele
Beide hatten sie andere Pläne. Kerstin und Thomas wollten eigentlich nicht mit Anfang 40 in einem kleinen hessischen Dorf namens Bergenstadt leben und allein sein. Thomas strebte eine Professur an und Kerstin stellte sich ein glückliches Eheleben vor. Doch da sind sie nun, finden sich wieder in der oberhessischen Provinz, er mit einer vermasselten Promotion... Weiterlesen

Stereo – Aperitif für internationales Kino
„Stereo“, nach „Schwerkraft“ der zweite Film von Maximilian Erlenwein, bei dem er ebenfalls sowohl für die Regie, als auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet, erscheint Mitte Mai in den deutschen Kinos und bietet zunächst einmal mit den Hauptdarstellern Jürgen Vogel und Moritz Bleibtreu eine Besetzung, die man sich für einen deutschen Film kaum besser wünschen... Weiterlesen

Eiswürfel-Rhapsodie
Michael Baumanns „Willkommen bei Habib“ Eigentlich müssten Kulturen wie Regentropfen sein, die miteinander verschmelzen, wenn sie sich treffen. Stattdessen sind sie wie Eis und Öl, sie bleiben getrennt, selbst wenn sie kollidieren. Zweimal wirft ein Protagonist in Michael Baumanns episodaler Tragikkomödie „Willkommen bei Habib“ (alternativer Titel: „Habib Rhapsody“) einen Eiswürfel in Raki, zweimal beobachtet er,... Weiterlesen

Versatzstückzirkus oder kohärente Kunst? – Rosa von Praunheims neuer Dokumentarfilm
Versatzstückzirkus oder kohärente Kunst? Rosa von Praunheims neuer Dokumentarfilm feiert Premiere auf dem LICHTER-Filmfest Schillernd bunte Paillettenhüte zwischen hochhausgrauen Stadtfassaden, Rebellion, Vergänglichkeit und Mummenschanz: Im Film „Praunheim Memoires“ offenbart sich mit Rosa von Praunheim einer der bekanntesten Pioniere der schwulen Filmszene und zeigt Erstaunliches unter der zirkusbunten Inszenzierung. Die 90-minütige Biografie bewegt sich zwischen Selbstbild... Weiterlesen