Anthony Shims 2022 erschienener Film „Riceboy Sleeps“ gewährt Einblick in die Welt einer kleinen Immigranten-Familie in Kanada. So-Young und ihr Sohn Dong-Hyun stammen aus Korea, zogen aber nach Nordamerika und wagten dort einen Neuanfang. So sieht man im Film hauptsächlich Bilder aus einem kanadischen Städtchen, wird aber auch von Bildern der südkoreanischen Natur verzaubert. Die Verbindung der Totalen von Reisfeldern und Bergen Südkoreas mit den kanadischen Straßen und Stadtbildern spiegelt ebenfalls die Situation der Charaktere wider. Der Kontrast zwischen den unterschiedlichen Kulturen und wie man sich als Immigrant in einem neuen Land assimiliert, werden dem Publikum im Film durchgängig präsentiert.

Dabei gehören rassistische Kommentare und Unverständnis der eigenen Kultur gegenüber zum Alltag. Besonders, da der Film hauptsächlich in den 1990ern spielt, als es noch unüblich war, Aufklärung und Auseinandersetzung mit casual racism zu fördern. Was nicht bedeutet, dass es nicht heute ebenso passiert. Obwohl das Drama nicht in der Gegenwart spielt, transportiert es weiterhin existierende Aspekte unserer Gesellschaft. Eine Single-Mutter, die sich liebevoll um ihren Sohn sorgt, Dong-Hyun, der gehänselt wird und versuchen muss, in einer neuen Umgebung dazuzugehören. So wird im Versuch der Anpassung aus Dong-Hyun „David“ und aus seinem Kimbap ein „Sandwich“.

Aber der Film besteht nicht nur aus alltäglichen Problemen, sondern auch glücklichen und schönen Momenten, aus Freunden, die man trotzdem in einem neuen Land findet. Selbst wenn es schwerfällt, schafft man dies letzten Endes genauso wie David.

Der Hauptaspekt des Films sind jedoch nicht die Freundschaften, sondern eine unglaublich realistisch dargestellte Mutter-Sohn-Beziehung. Alles birgt einen Realismus, dank dessen sicherlich jede Person einen Bezugspunkt finden kann. Aber besonders die Erfahrung ausgeschlossen zu werden, Multikulturalität und eine komplizierte Familiendynamik werden hier hervorgehoben. Die Emotionen sind roh, die Schauspieler*innen bieten unglaubliche Performances dar, unabhängig von deren Alter. Besonders der Schauspieler von Dong-Hyun ist zu loben, da er trotz seines jungen Alters authentisch wirkt.

Die gesamte Filmerfahrung löste in mir das Gefühl aus, diese Familie persönlich kennenzulernen und einen Einblick in ihr Leben gewährt zu bekommen. Dies könnte unter anderem daran liegen, dass Teile von Dong-Hyuns Kindheit auf der von Schriftsteller, Regisseur, Produzent und Cutter Anthony Shim basieren. Dadurch fühlt sich das Drama unglaublich familiär an. Ich lachte wie die Charaktere, weinte wie sie und erinnerte mich an schwere Entscheidungen zurück. Dies lag nicht unbedingt daran, dass ich Migranten-Tochter bin oder von deiner Single-Mutter großgezogen wurde. Die Darstellung der Mutter-Sohn-Beziehung war einfach nur faszinierend und ergreifend. Die Charaktere sind nicht feingeschliffen, aber ich konnte trotzdem nicht anders, als sie ins Herz zu schließen.

„Riceboy Sleeps“ ist ein Drama mit vielen unterschiedlichen Themen und diversen Aspekten. Während das letzte Problem noch bewältigt werden muss, setzt das Leben einem gleich wieder ein Neues vor. Letzten Endes ist alles, was jeder machen kann, sich um die Menschen, die einem am nächsten stehen, zu kümmern und nach dem Film erstmal jemanden zu umarmen. Du wirst es brauchen.