Es ist interessant, wie gelungene Animation es oft schafft, den Kern der Dinge besser einzufangen als Spielfilme mit echten Schauspielern. So zum Beispiel die Essenz der Beziehungen, die wir im Leben knüpfen. Unser Bedürfnis nach emotionaler, aber auch körperlicher Nähe, und wie sich auch unsere wichtigsten Verbindungen im Leben oft den Mächten von Zufall und Zeit unterwerfen müssen. Wie wir uns als Personen stetig verändern und das Leben, ob wir wollen oder nicht, ständig weitergeht. Dem Film Robot Dreams (2023) gelingt dieses Kunststück sogar vollständig ohne Dialoge.

Das Animationsdebüt des spanischen Regisseurs Pablo Berger, basierend auf einem Comic von Sara Varon aus dem Jahr 2007, handelt von Dog und Robot: Einem einsamen Cartoon-Hund und einem zusammensetzbaren, nach Hause lieferbaren Roboterfreund. Der Roboter ist keineswegs die kaltblütige Killermaschine, die wir oft in dystopischer Science-Fiction erleben. Er erinnert mich eher an The Iron Giant (1999) von Brad Bird, sowohl in seiner naiven, kindlichen Persönlichkeit als auch mit seinem simplen Zeichenstil (eine graue Box mit Armen, Beinen und Kopf). Beide Roboter ahmen oft einfach das nach, was ihnen andere vormachen, ohne sich dabei der gesellschaftlichen Regeln vollständig bewusst zu sein. Darüber hinaus schauen sie mit neugierigen großen Augen auf die ihnen noch unbekannte Welt. Denen für uns oft langweilig gewordenen Alltäglichkeiten des Lebens treten sie mit größter Faszination entgegen. Auch das korrekte Händchenhalten muss Robot erst einmal erlernen (fest genug, um seinem Partner Sicherheit zu geben, sanft genug, um ihm nicht wehzutun).

In diesem Fall handelt es sich bei der für Robot noch unbekannten Welt um ein von Tieren bevölkertes, farbenfrohes New York der 80er-Jahre. Eine Welt, in der alle Trennungen durch dicke schwarze Linien gezeichnet sind und die verschiedensten Tiere irgendwie in Harmonie zusammenleben. Solche fantastischen Schauplätze sind immer ihrer eigenen seltsamen Logik unterworfen, die man am besten einfach genießen und nicht zu weit hinterfragen sollte. Etwa warum die Säugetiere des Films anthropomorph in Gestalt und Verhalten sind, aber Fische und Vögel ein scheinbar normales Leben führen (oder sich zumindest so normal verhalten wie ein komödiantischer Cartoon es eben kann).

Witzig wird es besonders, wenn manche Tiere in voller Bekleidung durch die Welt spazieren, wohingegen unser Dog nichts außer ein blaues Halsband trägt (aber dann selbstverständlich nur mit Badehose schwimmen geht). Es ist eine simple Welt, in der uns häufig ein einziger Blick auf eine Figur genügt, um zu glauben, dass wir alles über sie wissen, und in der die verschiedenen Geräusche, die ihre „Darsteller“ von sich geben, auch ganz ohne Worte uns jede existierende Emotion näherbringen können.

Ebenfalls erinnert mich das Werk an Hayao Miyazakis Mein Nachbar Totoro (1988), da in beiden Animationsfilmen weniger die Welt eingefangen wird, in der wir tatsächlich leben, sondern die, in der wir uns wünschten zu leben. Eine Welt, die sich nicht den Umständen und Tragödien der Wirklichkeit verschließt, aber ihnen mit einem optimistischen, einladenden Lächeln entgegentritt. Eine Welt ohne Bösewichte. Eine Welt, in der Hund und Roboter Freunde und vielleicht sogar Geliebte sein können; zusammen Rollschuh fahren, Hot Dogs essen und Videospiele spielen. Eine Welt, in der September von Earth, Wind & Fire in allen Variationen gespielt wird, wann immer wir glücklich sind.

„Do you remember the 21st night of September“ geht der Eröffnungstext des Liedes. Passend gewählt, denn dieser letzte Tag des Sommers ist auch der letzte Tag den Robot und Dog zusammen verbringen werden. Nach einem spaßigen Tag am Strand und im Wasser lässt sich Robot nämlich nicht mehr vom Fleck bewegen und hat gerade noch genug Energiereserven, um seinen Kopf im Sand zu rühren. Nach einigen gescheiterten Rettungsversuchen gibt Dog sich geschlagen und lässt Robot allein am geschlossenen Strand zurück. Allerdings ist Dog fest entschlossen, seinen Partner gleich am ersten Tag des nächsten Sommers zu reparieren und wieder nach Hause zu bringen. Wie bereits zuvor erwähnt, sollten wir die Logik dieses Szenarios nicht zu sehr in Frage stellen (warum würden die Autoritäten nicht helfen, Robot vom Strand runterzukriegen?).

Voneinander getrennt und einsam, versucht Dog über den Verlust seines Freundes/Geliebten hinwegzukommen. Aber fast jede Unternehmung ist nur halb so unterhaltend, wenn man sie mit niemanden teilen kann. Daher schließt Dog Freundschaft mit Duck, einer Ente mit Baseballkappe, Air Jordans, Pferdeschwanz und Sonnenbrille (wie kann man sich in solche Designs nicht verlieben?). Robot steckt wiederum bewegungslos am Strand fest, wo ihm hauptsächlich seine Träume Gesellschaft leisten. Sie sind kreativ, aber auch geplagt von Heimweh und Verlustängsten.

Wie beispielsweise sein Traum von stepptanzenden Blumen aus Der Zauberer von Oz (1939). Ein weiterer dieser Filme, in denen die Welt nicht perfekt und dennoch unschuldig und bezaubernd auf uns wirkt. Genau wie Dorothy will Robot nur wieder nach Hause („there is no place like home“). Doch kann man so lange getrennt sein und dann einfach weitermachen, als wäre nichts gewesen? Wo ist man wirklich zu Hause? Ohne zu viel über das Schicksal von Robot und Dog zu verraten, sollte sich jeder Leser sein eigenes Leben kurz ins Gedächtnis rufen, um Antworten auf diese Fragen zu finden.

Es ist eine Schande, dass viele Erwachsene einen Film wie Robot Dreams niemals sehen werden. Vor allem, weil sich die sture Annahme hält, dass Animationsfilme und -serien nur für Kinder geeignet seien. Der Film ist simpel. Doch simpel bedeutet nicht immer dumm. Genau so wenig wie komplex gleich klug bedeuten muss. In vielerlei Hinsicht ist die Geschichte von Dog und Robot weitaus erwachsener als viele sogenannte Erwachsenenfilme. Besonders jene, die von Mittelschul-Zynismus, fruchtlosen Schuldzuweisungen und Robotern als unseren zukünftigen Feinden geprägt sind.

Es gibt es keine Altersgrenze für Freundschaften und Träume. Folglich würde ich, so schmalzig es auch in manchen Ohren klingen mag, den Film an jeden empfehlen, der ein Herz hat und nachempfinden kann, wie es ist, sich nach einer haltenden Hand zu sehnen.