Et ist ein überspannter junger Mann und verliert in einer albtraumhaft absurden Szene seinen Job. Et verliebt sich in Carla. Carla ist eine Frau -vermutlich um die dreißig- und sie verliert zwar nicht ihren Job, dafür aber den Verlobten. So unangenehm kann das Leben sein, dass man sich einfach nur achselzuckend die Brücke runterwerfen möchte – wäre da nicht die Möglichkeit der Liebe. Denn genau als Et sich mehr schlecht als recht radikal gegen das Leben entscheidet, kreuzt Carla seinen Weg – auch wenn sie ihm zuerst fast den letzten Stoß verpasst. Die beiden ziehen los, durch Cafés und Restaurants in Berlin, in denen sie nur Cola trinken und planen, gemeinsam abends eine Vorstellung im HAU zu besuchen.

Etwas irritierend ist der Einstieg in die Welt von Carla und Et: Da schwirren bunte Animationsszenen umher, Carlas Mutter steht vor einer Kamera und spricht etwas ein, das wie ein dubioses Youtube-Tutorial wirkt, und dann stolpern da Carla und Et durch die Gegend, und finden und verlieren und finden und verlieren sich. Irgendwann ist man dann drin im Film, und was anfänglich ein bisschen dilettantisch wirkte, entwickelt sich. Man entdeckt, dass der unfreiwillig komische Stil doch nicht so unfreiwillig ist. An manchen Stellen geht es dann jedoch wieder ernsthafter zu, es gibt starke Szenen und Dialoge, beispielsweise wenn Et nach einem Sturz benommen durch die Stadt läuft.

Man meint, dieses Gefühl zu kennen, spätabends, fast morgens, verloren zu sein und nicht zu wissen, wohin man eigentlich gehen soll. Ein typisches Thirty-Something-Ding. Zuhause holen einen die Gedanken, vor denen man wegläuft dann endgültig ein, dabei will man doch nur schlafen. Unterbrochen werden diese ernstgemeint anmutenden Szenen jedoch wieder durch trashigen Klamauk – etwa wenn die beiden Personen, die Et gefeuert haben, ihm zum Bespiel in einer Traumsequenz in Agenten-Aufzug erscheinen und vollquatschen. Die Dialoge wirken häufig wie aus einem Schultheaterstück, dahinter steckt vielleicht humoristisches Kalkül und die Tatsache, dass dem Film wirklich ein Theaterstück zugrunde liegt. Ebenso wie die Entscheidung für schwarz-weiße Bilder könnte man das auch Manierismus nennen. So schreckt der Film auch nicht vor schlechten Witzen zurück, die manchmal so schlecht sind, dass sie wieder gut sind.

Ein Wechsel der Stile durchzieht also den Film. Manche Stellen erwecken den Eindruck, dass die Kameraleute andere Bilder zeigen wollten als der Regisseur Malte Wirtz. Vielleicht ist dies auch der Tatsache geschuldet, dass sich hinter der Kamera zwei verschiedene Personen, Antje Heidemann und Vincent Viebig, die Arbeit geteilt haben. Laut Heidemann gab es dabei jedoch kein Konzept – es filmte, wer gerade Zeit hatte. Heraus kam ein Werk, das man fragwürdig oder unterhaltsam finden kann. Definitiv weckt der Film aber die Lust, das Rätsel um die Frage „Sollte oder musste das so werden?“ zu erforschen und sich weitere Werke der Macher anzuschauen.

von Thekla Stobbe

Gesehen bim LICHTER Filmfest Frankfurt International als Weltpremiere im Wettbewerb der regionalen Langfilme.