Seit Jahrtausenden brechen Gase aus, fallen Pyroklastika vom Himmel und fließt Lava ohne Ende durch die vielen vulkanischen Adern unserer Erde. Einige Vulkane können ausdrucksvolle und lebhafte Eruptionen hervorbringen, während andere über Jahre hinweg unauffällig und unvorhersehbar bleiben, bevor sie überhaupt ausbrechen. Beide Arten, die sogenannten roten und grauen Vulkane, ehren den uralten Ausdruck der weiblichen und der männlichen Kräfte, die aus demselben erhitzten Zentrum unseres Planeten entspringen. Aus dem Inneren dieses erhitzten Zentrums taucht eine Geschichte auf, die sowohl das Kino als auch das menschliche Dilemma transzendiert und überschreitet: Wie unbedeutend sei der Mensch im Vergleich zu der Mächtigkeit eines Vulkans und dessen zeitlosen Ausbrüchen, und dennoch wagen wir zu träumen, dass die Liebe zueinander über jedes katastrophale Ereignis im Universum hinausgehen kann.

Diese menschliche Unbedeutsamkeit, erhabene Präsenz der Vulkane und unermessliche Liebe werden in dem Dokumentarfilm „Fire of Love“ anhand von Leben und Arbeit der Vulkanologen Maurice und Katia Krafft erforscht und folgend erörtert. Die Regisseurin Sara Dosa verwendet als Medium der Geschichte Animationen, Briefe, Bücher und die fundamentale Film- und Fotorecherche von Maurice und Katia, um einen der spektakulärsten und wichtigsten Dokumentarfilme des Jahrhunderts zu präsentieren.

Dieser Film ist ein eruptiver Orgasmus, der das Herz des Zuschauers zum Schmelzen bringt und schnell Augen mit Tränen füllt. Sowohl die hypnotischen und unterhaltsamen als auch die herzzerreißenden Aspekte der Folgen, die mit einer Vulkanexplosion einhergehen, werden im Film beleuchtet. Schönheit und Anziehungskräfte existieren im Angesicht der Gefahr, und innerhalb der Gefahr besteht die Möglichkeit des Todes in jedem Moment. Wenn es eine Art von Betrug zwischen Maurice und Katia gäbe, dann war es mit dem Tod selbst. Jedes Mal, wenn sie zu einem Vulkan reisten, war die Möglichkeit des Todes allgegenwärtig. Dennoch haben sie sich ihm gemeinsam gestellt, um ihrer idealistischen Liebe/Forschung willen und, in unserem Fall, zur filmischen Aufzeichnung. Dank des Charakters ihres Films, der sie eher als Vulkanologen ausweist, wurden sie auch als Darsteller in der ganzen Welt anerkannt. Ferner wirkt das Filmmaterial außerirdisch, dank der Hitzekostüme des Paares und der Art und Weise, wie sich die Lava und die Gase vor der Kamera verhalten. Die filmische und fotografische Leistung von Maurice und Katia verdient die Anerkennung aller, nicht nur für die Aufnahmen selbst, sondern auch wegen ihrer Leidenschaft für Vulkane und deren Verlauf bis zu ihrem tragischen Tod auf dem Mount Unzen in Japan im Jahr 1991.

Diese Elemente fügen tiefere Schichten hinzu, mit dem Ziel, etwas Wesentlicheres als eine klassische Liebesgeschichte zu erzählen. Der merkwürdigste Gedanke, der mir beim Betrachten des Films kam, war die Erkenntnis, dass sich das Kino mit einer Art Vulkanexplosion vergleichen lässt. Und dass die Bilder einer Vulkanexplosion selbst mit dem Bild eines Orgasmus widergespiegelt werden können, der die ursprüngliche schöpferische Kraft von allem enthält, was diese Welt antreibt und bewegt, wie die menschliche Liebe. Im Falle eines Vulkans wären es jedoch nur Lava, Pyroklastika und gefährliche Gase.

 Ernesto Mayz Barreto