„Am Ende sind wir doch alle so wie wir auf die Welt gekommen sind, als Knochen und Namen“, sagt der Bestatter und ehemalige Verkäufer belgischer Süßwaren kurz bevor er dem Schriftsteller Jonathan, der sich für sein nächstes Buch mit dem Thema Tod auseinandersetzt, die Sargtür aufhält. Mit dieser alltäglichen Situationskomik spielt der Film „Knochen und Namen“ von Fabian Stumm, der darin auch selbst eine Hauptrolle spielt. Der Film wimmelt von Charakteren, die zunächst unabhängig voneinander eingeführt werden und schließlich offenbaren sich ihre Verbindungen zueinander, ganz à la „Tatsächlich…Liebe“.

Mit viel Witz und emotionaler Tiefe erzählt der Film von dem Schauspieler Boris und seinem Lebenspartner Jonathan, der als Schriftsteller arbeitet, und ihren Mitmenschen: Jonathans Schwester Natascha, ehemalige Opernsängerin und ihre Tochter Josie, die eine ganz besondere Affinität für Telefonstreiche hat, die bald problematische Ausmaße annimmt. Die Regisseurin Jeanne, mit der Boris zusammenarbeitet, die das Klischee einer französischen Kunstschaffenden verkörpert, wenn sie dramatisch erklärt, dass sie niemals ins Theater geht, weil sie diese „toxische Beziehung“ vor Jahren verlassen hat. Boris‘ Schauspielkollege Tim, der skandinavische Beachboy mit verführerischer Ausstrahlung, von der man nie weiß, ob sie zu seiner Rolle gehört oder nicht. Und zuletzt Jonathans und Nataschas Eltern Michael und Heidi, die sich in einem gemeinsamen achtminütigen Monolog über die Greifbarkeit des Todes unterhalten und darüber, ob sie nun jung-alt, alt-jung oder einfach nur jung oder alt sind.

Die Stärke dieser Interaktionen und der zwischenmenschlichen Beziehungen trägt den gesamten Film, der, obwohl er nur Alltagssituationen zeigt und hauptsächlich aus Dialogen und Nahaufnahmen besteht, extrem unterhaltsam und spannend bleibt. Es macht einfach Spaß zuzusehen. Die Ebenen zwischen dem Buch, das Jonathan schreibt und dem Film, den Boris macht, verschwimmen mit dem echten Leben, sowohl des echten Lebens innerhalb als auch außerhalb der Filmwelt. Die Handlung wird bald zu einem Spiegel, der sich wiederum in einem anderen Spiegel spiegelt, vorhersehbar und trotzdem nicht langweilig. Alles ist eine Metapher für alles und wenn von „Brot und Liebe“ die Sprache ist, brechen eine Szene weiter die beiden Liebenden Brot miteinander und man weiß von einer symbolischen Bedeutung darum und zweifelt aber gleichzeitig daran, ob sie auf die dargestellte Situation anwendbar ist. Alles, was dieser Film mit seinem Publikum anstellt, ist geplant und gewollt. Alle Fragen, die man sich stellt, bleiben mit Absicht offen.

Die Thematik um Tod und auch die Konflikte in Boris‘ und Jonathans Beziehung hätten sich leicht in Form einer großen Schwere auf das Drama legen können, aber dagegen halten die widersprüchlich von klassischer Musik unterlegten Alltagsszenen. Der Film nimmt sich selbst nicht ernst, ganz im Gegenteil, man könnte fast meinen, er hat Spaß daran, sich selbst immer wieder neu zu widersprechen und bringt dadurch eine erfrischende Ironie mit.